Dass sich die Arbeitswelt rasant ändert ist nichts neues. Noch vor 20 Jahren hätte sich wahrscheinlich niemand vorstellen können, dass es tatsächlich möglich ist, vom Strand in Bali aus für die Agentur in Zürich zu arbeiten. Doch nicht nur das – auch Robotics und künstliche Intelligenz erweitern das Spektrum der Möglichkeiten massiv und fördern neue Möglichkeiten. Und lange hielt sich der Gedanke, dass durch die Roboter und KI unerwünschte Arbeiten wegfallen und man sich auf die schönen Aufgaben konzentrieren kann – oder gar nicht mehr arbeiten gehen muss und „endlich das tun kann, was man will“.
Warum wir eigentlich arbeiten gehen
Doch ein Wegfall der Arbeit steigert nicht die Freude, sondern schürt Angst – und zwar aus verschiedenen Gründen. Einerseits wird dieses Verhalten durch die ökonomische Rationalität erklärt, also dass die Arbeit die Quelle für Einkommen, Ansehen und sozialer Sicherheit ist. Für Hartmut Rosa, Professor für theoretische Soziologie der Universität Erfurt, greift dieser Gedanke aber zu kurz. Er ist überzeugt davon, dass Arbeit auch eine Vielzahl von Resonanzquellen beinhaltet, beispielsweise indem wir Reaktionen von Kunden auf unsere gelieferten Produkte bekommen oder von Arbeitskollegen für die Präsentation gelobt werden.
Ähnliche Ergebnisse liefern auch Wörwag und Cloots in ihrer Studie zu New Work: Mitunter als wichtigster Arbeitswert wurde mit 86% der „Zusammenhalt in einer Gemeinschaft“ angegeben. Und gleich darauf folgt mit 83% „Soziale Sicherheit für die Familie“ – wobei es natürlich Unterschiede in der Präferenz je nach Alter und Geschlecht gibt. So gaben beispielsweise eher Frauen „Soziale Sicherheit für die Familie“ und „Zusammenhalt in einer Gesellschaft“ als wichtigen Arbeitswert an, während Männer eher zu „Weiterkommen und Wohlstand erarbeiten“ und „Herausforderungen meistern“ tendieren. Doch der wichtigste Grund warum wir arbeiten gehen, ist die „Selbstverwirklichung und -entwicklung“.
Nur 50% können sich in ihrer Arbeit selber verwirklichen
Das bestätigt auch der Arbeitspsychologe Theo Werner in einem Interview mit der Zeit. Er beschreibt richtigerweise, dass die Identifikation mit dem Beruf durch alle Schichten hinweg eine grosse Rolle spielt. Denn Mitarbeitende, die sich mit ihrem Beruf identifizieren – und dadurch Wertschätzung erfahren – sind auch am zufriedensten. Das ist eigentlich nicht verwunderlich. Wenn man den Spiess mal umdreht und die ketzerische Frage stellt, wer denn mit einem Job wirklich zufrieden sein kann, von dem man eigentlich nichts hält? Also einem Job der für sich selbst nicht sinnstiftend ist?
Für Werner wären das wohl die wenigsten – denn die meisten Menschen sind sogar dazu bereit, Einbussen an Geld und sozialem Status hinzunehmen, wenn sie ihre Aufgabe als sinnvoll erachten. Wer sich also mit der Arbeit identifizieren kann, wird sich auch eher selber verwirklichen können. Doch obwohl acht von zehn Menschen – unabhängig vom Alter – sich wünschen, sich in der Arbeit selber verwirklichen, geht dieser Wunsch nur bei jedem zweiten Arbeitgeber in Erfüllung.
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