Schnell noch ins Meeting, währenddessen noch in die Tasten hauen, damit das wichtige Projekt zur Deadline fertig wird und dann Desk-Lunch zum Mittagessen, während die dringenden Mails abgearbeitet werden. Das klingt nicht nur stressig, sondern ist es auch. Arbeitsbezogener Stress ist heutzutage keine Seltenheit. Das hat nicht nur stark negative Auswirkungen auf die Produktivität, sondern vielmehr auf die Erinnerungsleistung, Konzentration und Aufmerksamkeit – eben, weil unser Gehirn überbeansprucht wird.
Unter Stress versteht man das Ungleichgewicht zwischen äusseren Anforderungen, wie Aufgaben oder Projekte, und den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Sind diese beiden Dinge nur kurzfristig nicht in Balance, kann das unser Köper ausgleichen und sich davon erholen. Je länger dieser Zustand aber anhält, desto schwieriger wird es sich davon zu erholen.
In der Schweiz ist man sich dem Stress bewusst, tut aber nichts
Deshalb ist es heutzutage umso wichtiger, präventiv gegen arbeitsbedingten Stress vorzugehen. Wir haben in einer Studie europaweit über 900 Firmen zu den Meinungen der Führungskräfte zu Stressfragen und Praktiken in Bezug auf das Wohlbefinden befragt. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass 47% der Befragten Stress als ein zentrales Problem im Unternehmen ansehen, während 65% der Führungskräfte angaben, dass Gesundheit und Wohlbefinden zur strategischen Priorität geworden ist.
Während die Stresslevels in Deutschland bei 58% und in Frankreich bei 40% liegen, gaben in der Schweiz 72% an, dass arbeitsbezogener Stress ein Hauptproblem in ihrem Unternehmen sei. Doch während in Deutschland 65% und in Frankreich gar 84% der Unternehmen angaben, dass Gesundheit und Wohlbefinden zu einer strategischen Frage entwickelt habe, waren es in der Schweiz nur 57%. Diese Diskrepanz zeigt, dass in der Schweiz Wohlbefinden als Priorität gegenüber Stress noch nicht angekommen ist.
Stress, Stressfaktoren und wie der Körper auf Stress reagiert
Heutzutage ist Stress ein häufig verwendeter Sammelbegriff. Doch was ist die grundlegende, ursprüngliche Bedeutung von Stress – und wodurch wird er ausgelöst? Quick et al. (2016) unterteilten die Ursachen von arbeitsbezogenem Stress in 4 Hauptgruppen:
- Aufgabenanforderung: Arbeitsbelastung/Unsicherheit des Jobs
- Rollenanforderung: Rollenkonflikt
- Körperliche Beanspruchung: Temperatur, Beleuchtung, Arbeitsplatzgestaltung
- Zwischenmenschliche Anforderung: Persönlicher Konflikt, Führungsstil
Von Natur aus reagiert der menschliche Körper mit physiologischen und psychologischen Auswirkungen unfreiwillig auf Fristen, Gesundheitsprobleme, Familienkonflikte, Geldsorgen, Druck auf Leistung und Ziele – den sogenannten Stressfaktoren.
Die physiologische Stressreaktion wird vom peripheren Nervensystem und der HPA-Achse reguliert, was zu schnellerem Herzschlag, erhöhter Blutzufuhr im Gehirn und zur Skelettmuskulatur, sowie gesteigerten Blutzuckerwerte und der Freigabe von Adrenalin und Cortisol führt.
Das führt zur Kampf-oder-Flucht-Reaktion, welche eine evolutionäre Anpassung ist, der den Körper auf unmittelbare Gefahr vorbereitet – eine Reaktion, die normalerweise in der modernen Arbeitswelt nicht angebracht ist.
Die langfristige Überaktivierung dieser Reaktion kann direkt Diabetes, koronare Herzerkrankungen und Geisteskrankheiten auslösen.
Wie Stress mit verstärktem Wohlbefinden reduziert werden kann
Um zu vermeiden, dass sich durch arbeitsbezogenen Stress eine Notlage entwickelt, muss das Thema von Organisationen, Managern sowie den Mitarbeitern direkt angesprochen werden. Anhaltender chronischer Stress kann sich in einer Reihe von Gesundheitsproblemen äussern, darunter Angst, sozialer Rückzug, geschwächtes Immunsystem, Herzerkrankungen und in den schlimmsten Fällen, Burnout. Die persönlichen Auswirkungen einer Stress-Situation sind an den meisten Arbeitsplätzen unvermeidbar. Sie werden durch die Art und Weise bestimmt, wie die Einzelpersonen darauf reagieren.
Wichtig für die Prävention von Stress in einem Unternehmen ist auch das Mindset: indem solche Situationen als Herausforderungen für Wachstumschancen, statt als Behinderungen oder Gefährdungen betrachtet werden, können die Situationen kontrolliert und daraus Nutzen gezogen werden.
Angesichts dessen sind emotionale Intelligenz und psychische Belastbarkeit und vor allem Resilienz – die psychische Widerstandsfähigkeit – die wichtigsten Kompetenzen am Arbeitsplatz dieses Jahrhunderts. Die Beherrschung von Tiefenentspannung und Achtsamkeitsübungen sind ebenfalls sehr wertvoll für die persönliche Belastbarkeit, in einer immer stressigeren und hektischen Arbeitswelt. Aus unserer Befragung ging hervor, dass es auf allen Ebenen des Unternehmens bestimmte Punkte zu beachten gibt, um stressigen Umständen auf Arbeit vorzubeugen:
Als Mitarbeiter sind die kleinen Dinge nicht zu unterschätzen:
- Richtige Pausen machen und nicht am Schreibtisch zu Mittag essen
- Niemals Mahlzeiten überspringen, weil man zu beschäftigt ist
- Ausreichend Flüssigkeit trinken
- Regelmässig aufstehen und sich am Schreibtisch strecken und dehnen
- Häufiger und direkter Austausch mit Kollegen
- Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen teilen und besprechen
Als Führungskraft ist es wichtig eine unterstützende Vorgesetztenfunktion zu übernehmen und den Menschen auf einer persönlichen Ebene zu begegnen:
- In allen Einzelgesprächen über das Wohlergehen sprechen
- Professionelle Betrachtung von Problemen, wenn diese auftauchen
- Freundlich und mitfühlend sein und sich für den offenen Austausch bedanken
- Vorbildcharakter durch aktive Gesundheitsförderung im Alltag bilden (z.B. Walking Meetings)
- Beachtung des Ressourceneinsatzes des Teams und der Arbeitsbelastung (Offenheit bezüglich Stressanzeigen signalisieren)
- Klare Definition von Rollen, Verantwortlichkeiten, Erwartungen und Prioritäten und soviel Freiraum wie möglich gestalten
Mehr über Stress und Wohlbefinden am Arbeitsplatz finden Sie in unserem Whitepaper: Die Bedeutung von Massnahmen für das Wohlbefinden, internationale Vergleiche und Best Practices, um Stress am Arbeitsplatz zu mindern.